Eine Würdigung von Bruno Schulte, Hannover
Im Alter von erst 69 Jahren verstarb am 30.5. 2003 Pater Robert Schmidt im Missionshaus Sankt Kilian in Lebenhan/Unterfranken an einem schweren Krebsleiden. Trotz seiner Erkrankung war es ihm noch einmal möglich gewesen, zwei Wochen zuvor eine erneute Romreise vorzunehmen. Die „Ewige Stadt“ war ihm früher aus mehrfachen Studienfahrten mit Schülern des Sankt-Josef-Gymnasiums Biesdorf ein liebgewordenes Reiseziel.
Pater Schmidt wurde 1962 als noch junger Ordenspriester der Missionare von der Heiligen Familie mit 29 Jahren in die Aufgabe der Erziehung und Führung vieler junger Menschen ins Internat nach Biesdorf gerufen. Damals wohnten etwa 240 Schüler, von der Sexta beginnend, im Internat des Sankt-Josef-Kollegs, aus ganz Deutschland kommend. Neben der Funktion als Präfekt im Internat unterrichtete Pater Schmidt als Religionslehrer im Sankt-Josef-Gymnasium. Ein ursprüngliches Berufsziel war wohl das eines Priesters in der Mission. In der Nachfolge von Pater Schnur wurde Pater Schmidt 1964 die Internatsleitung übertragen. Über die Jahre bis 1989 betrachtet, eine sehr umfassende und verantwortungsvolle Aufgabe in der Jugenderziehung, bei der über verschiedene Zeiten Pater Müller, Pater Peters, Pater Simon, Frater Geuecke, Pater Knoche und Pater Eulner die Aufgabe und Arbeit mittrugen.
Ich selbst kam als ehemaliger Biesdorf-Schüler 1963 von Lebenhan nach Biesdorf und lebte dort bis zum Abitur 1970. So hat Pater Schmidt viele Schülergenerationen im Biesdorfer Internat bis zum Abitur mitgeführt und ins Erwachsenwerden begleitet.
Seine Arbeit war nicht immer einfach. Auch nicht ohne Konflikte, aber immer mit wohlwollendem Engagement im Spannungsfeld mit uns heranwachsenden Jugendlichen: In der stellvertretenden Erziehungsfunktion der Eltern, in der Mitverantwortung des Internates für das Gelingen der gymnasialen Ausbildung, in den Interessen einer christlichen Erziehung mit den Zielen des Sankt-Josef-Gymnasiums und mit den Wünschen des Ordens, der sich auch aus unserer Schülerrunde seinen Nachwuchs erhoffte.
Diese vielfältigen Bedürfnisse im Hintergrund bei uns Schülern zu bedienen und umzusetzen, war für Pater Schmidt eine dauerhafte Herausforderung, mitunter im Widerstreit mit der Individualität von uns Schülern und einer Internatsordnung, die uns Schülern lange Zeit natürlich viel zu eingrenzend erschien.
Bei zahlreichen Klassentreffen nach bestandenem Abitur war Pater Schmidt immer ein gern eingeladener und willkommener Gast. In Geselligkeit war er mitunter Gegenstand von Anekdoten, aber auch deren Erzähler. Er war jederzeit interessiert an dem weiteren Werdegang seiner ehemaligen Schüler. Die Wertschätzung für seine vielfältigen Aufgaben in der Internatsleitung wuchs bei manchem von uns mit der Distanz nach dem Abitur und aus der Sicht des Erwachsenen weiter.
Als Präfekt war Pater Schmidt für uns einerseits eine Auitoritätspersönlichkeit, andererseits aber auch ein Mensch mit wohlwollender und geselliger Ausstrahlung, mit einem
unkomplizierten Umgang und natürlich mit einer Begeisterung für sportliche Aktivitäten. Als Ordenspriester kennzeichnete ihn eine überzeugende Gläubigkeit.
So äußere ich gerne meinen Respekt, meine Wertschätzung und auch meine Dankbarkeit für Pater Schmidt in seinem langjährigen verantwortungsbewussten und engagierten Wirken. Die ehemaligen Biesdorfer Internatsschüler werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren, und er wird in ihrer Erinnerung in einem wichtigen Lebensabschnitt fortleben.
Bruno Schulte, Hannover