Eineinhalb Jahre ist die Stelle des Schulleiters am St.-Josef-Gymnasium in Biesdorf unbesetzt gewesen. Nach zahlreichen erfolglosen Ausschreibungen hat sich nun doch ein passender Kandidat gefunden: Jürgen Gierath übernimmt mit Wirkung vom 1. Dezember 2011 den Posten.

Biesdorf. Schulleiter zu sein, ist nicht immer leicht. Oft sitzt man zwischen den Stühlen. Muss zwischen den unterschiedlichen Interessen vermitteln. Manchmal auch ein Machtwort sprechen. Nicht jeder Kandidat ist für die Arbeit geeignet. Wenn dann auch noch der Standort in der ländlichen Region liegt, kann es schwierig werden, den Richtigen zu finden. Am St.-Josef-Gymnasium in Biesdorf war dies in den vergangenen eineinhalb Jahren der Fall.

Im Juli dieses Jahres verabschiedete sich Schulleiter Egon Willmes in den Ruhestand. Bei der Suche nach einem Nachfolger fand sich jedoch kein geeigneter Kandidat (der TV berichtete). „Wir haben bei Beginn der Suche nicht damit gerechnet, dass sich es so lange hinziehen würde“, sagt Elmar Bach vom Schulträgerverein. Das Gymnasium in Biesdorf befindet sich in kirchlicher Trägerschaft (siehe „Hintergrund“).
Ein neuer Rektor muss demnach katholisch und darf nicht geschieden sein. „Wir erwarten eine kommunikative Führung und die Mitwirkung an der Prägung der Schule entsprechend ihrem Leitbild sowie dessen Weiterentwicklung“, sagt Bach über weitere Auswahlkriterien für die Bewerber.

Letzte Station in Prüm

Nach einigem Hin und Her zwischen privater Ausschreibung, öffentlicher Planstelle und erneuter privater Ausschreibung durch die Schule (siehe Extra), fiel die Wahl auf Jürgen Gierath.
Der 39-jährige Rheinländer aus der Nähe von Bad Neuenahr-Ahrweiler wird am 1. Dezember der neue Rektor am St.-Josef-Gymnasium. Zuletzt war er Lehrer am Regino-Gymnasium in Prüm für Geschichte, Religion und Latein.
„Man muss Schüler als Menschen mit Fähigkeiten und Fertigkeiten sehen, die geweckt werden wollen“, sagt Gierath über den Reiz des Lehrerberufs. Durch seine Arbeit als zeitweiliger Leiter der Mainzer Studienstufe (MSS) in Prüm bekam Gierath erste Eindrücke von der Organisation und Verwaltung einer Schule. Neben der Schülerberatung musste er das Kursangebot für die Oberstufenschüler koordinieren und Informationstage veranstalten.
Dennoch hat Gierath Respekt vor der neuen Aufgabe in Biesdorf: „Man kann sich so viel vorbereiten, wie man will. Es bleibt eine neue Herausforderung.“ Eine Herausforderung im Übrigen, für die er künftig weitere Wege in Kauf nimmt: Da sich der Vater von zwei kleinen Kindern erst vor kurzem ein Haus in Prüm gekauft hat, wird er zu seiner Arbeitsstätte in Biesdorf pendeln. Am St.-Josef-Gymnasium hofft er auf eine offene Kommunikation mit allen Beteiligten.
„Damit man konstruktiv an Lösungen und an der Zukunft arbeiten kann“, sagt Gierath. Er ist zuversichtlich, dass das in Biesdorf möglich ist. Mit einem Trägerverein und einem erfahrenen Lehrerkollegium, das eineinhalb Jahre ohne Rektor ausgekommen ist.

 

Hintergrund

Das St.-Josef-Gymnasium in Biesdorf ist ein staatlich anerkanntes privates Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft. 760 Schüler werden in den Klassenstufen 5 bis 13 von 60 Lehrern (darunter ein Pater) unterrichtet. Die Schüler kommen aus 50 Orten der Region. Die Schule öffnete im Jahr 1922 als Missionsschule der Ordensgemeinschaft der Missionare von der Heiligen Familie. Bis 1995 war der Schule ein Internat angeschlossen. Im Jahr 2000 gründeten Freunde und Förderer der Schule den Verein St.-Josef-Gymnasium, der sich um den Fortbestand der Schule kümmert. Das Gymnasium besitzt sowohl einen altsprachlichen als auch einen neusprachlichen Zweig. Die Schule engagiert sich im sozialen Bereich durch das Praktikumsprojekt „Compassio“. Dabei lernen Schüler soziales Handeln, indem sie mit bedürftigen Menschen arbeiten.

Als der Rektor des St.-Josef-Gymnasiums Egon Willmes seinen Dienst im Juli 2010 quittierte, suchte die Schule nach einem Nachfolger. Doch die wenigen Bewerber für die kirchliche Stelle konnten die Kriterien des Schulträgervereins nicht erfüllen. Daraufhin entschied man sich, die Stelle als staatliche Planstelle auszuschreiben. Von da an war die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier (ADD) für die Neubesetzung des Postens zuständig. Nach der ersten Ausschreibung ging nur eine Bewerbung ein, zwei mussten es mindestens sein. Die Stelle wurde erneut für den April 2011 ausgeschrieben. Diesmal gingen zwei Bewerbungen ein. Doch der von der ADD favorisierte Bewerber fiel beim Schulträgerverein durch. Daraufhin wurde die staatliche Ausschreibung zurückgezogen, und die Schule übernahm wieder in eigener Regie die Suche nach einem Rektor. Letztlich dann doch erfolgreich.

(Quelle: Trierischer Volksfreund, 30.11.2011, Autorin: Isa-Catharina Hoff)