Was ist ein „Atzmann“?

Atzmann klingt nach Watzmann, hat aber mit diesem nichts zu tun. Das ungeklärte künstlerische Phänomen der „Atzmänner“ stand im Mittelpunkt eines Vortrages, den Anja Lempges am 14. März 2006 in der Mainzer Martinus-Bibliothek hielt. Die Referentin, sie legte 1994 am Biesdorfer Gymnasium die Abiturprüfung ab, bearbeitet das Dissertationsthema „Der Atzmann - Form und Funktion eines mittelalterlichen Pultträgers“. Demnach ist ein Atzmann ein lebensgroßer Pultträger in Gestalt eines Diakons, der eine Pultplatte in seinen Händen hält. Name, Herkunft und Funktion dieser steinernen Gestalten sind bis heute ungeklärt. In ihrem Vortrag vertrat Anja Lempges die These, die plastische Gestalt des Atzmann entstamme der Mainzer Domliturgie, habe aber nicht als Ambo für das Evangeliar gedient, sondern sei der Ort für den Kantor gewesen. Vom Mainzer Dom aus, in dem 1239 der erste Atzmann gestanden habe, gestaltet vom Naumburger Meister, hätten sich diese Plastiken in den Klerikerstiften des gesamten Erzbistums und der angrenzenden Suffraganbistümer ausgedehnt. Heute gebe es nicht mehr viele der einst zahlreichen Zeugen, einer befinde sich im Ostchor des Naumburger Domes. Anja Lempges stammt aus Altdorf. Sie studierte von 1994 bis 2000 an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen Theologie und danach an der Universität Mainz Kunstgeschichte. Daneben betätigte sie sich an zahlreichen Projekten in den Bereichen Ausstellung und Reiseleitung. Seit 2002 ist sie Freie Mitarbeiterin im Diözesanmuseum Limburg. Teilen...

Tiefe Trauer und viele Fragen

Seit dem Abend des 20. November 2003, einem Donnerstag, wird Nicole Clerf, ehemalige Schülerin des Sankt-Josef-Gymnasiums und Abiturientin im Jahrgang 1997, vermißt. Der Wagen von Nicole wird zwei Tage später ausgebrannt am Rande der Gemarkung Körperich gefunden. Es entstehen Befürchtungen in Richtung eines Gewaltverbrechens. Die folgenden Tage sind Tage des Hoffens und Bangens. Am Dienstag, 25. November, gesteht nach einem Verkehrsunfall der 29-jährige Oliver L., seine ehemalige Freundin Nicole getötet zu haben. Wenig später gesteht er, den Körper von Nicole in einem Luxemburger Stausee versenkt zu haben. Der Hinweis auf den Sauerstausee von Esch verdichtet sich. Nach mehrtägiger Suche wird der Körper von Nicole am Mittwoch, dem 3. Dezember, geborgen. Das grausame Geschehen bedrückt die ganze Region, besonders die Gemeinden Bollendorf und Körperich. Aus Bollendorf stammte Nicole, in Körperich hat sie seit einiger Zeit gewohnt. Das Sankt-Josef-Gymnasium trauert um seine ehemalige Schülerin, der Jahrgang 1997 ist tief betroffen. Das besondere Gedenken gilt in diesen Tagen den Eltern von Nicole, zu denen Pater Kiesel eine besondere Beziehung hat. Nicole Clerf wurde am Montag, 08. Dezember, in Bollendorf bestattet. Im Gedenken an Nicole hatte der Abiturjahrgang 1997 für den 21. Dezember einen Gedächtnisgottesdienst vorbereitet (19:30 Uhr), der in der Biesdorfer Klosterkirche stattgefunden hat. Reinhard Vitt Würdigung Als Lehrerin und später als Jahrgangsstufenleiterin des Abiturjahrgangs 1997 habe ich Nicole als liebenswerten Menschen kennen- und schätzengelernt. Durch ihr offenes Wesen und ihre natürliche Fröhlichkeit hat sie innerhalb der Schulgemeinschaft einen wohltuenden Einfluß ausgeübt. Ihr Tod hat uns unerwartet getroffen und bei allen, die sie kannten, tiefen Schmerz ausgelöst. Helene Fontaine Teilen...

Pater Robert Schmidt ist tot

Am Freitag, dem 30. Mai 2003, erhielt die Biesdorfer Ordenskommunität während einer Besichtigung der Cusanus-Stiftung in Bernkastel-Kues die Nachricht, dass Pater Schmidt am Morgen des Tages verstorben sei. Pater Schmidt litt seit einigen Jahren an einer schweren Krebserkrankung. In den zurückliegenden Monaten war ihm die zunehmende Nähe seines Todes bewusst geworden. In diesem Bewusstsein besucht er vor 14 Tagen noch einmal die Ewige Stadt, in die er während seiner Biesdorfer Zeit immer wieder mit Schülerinnen und Schülern, Ehemaligen, Eltern, Kollegen und Freunden gefahren ist. Es war, als hätte er alle seine Kräfte noch einmal auf dieses Ziel hin konzentriert. Pater Hüging war ihm während dieser Tage ein sorgsamer Begleiter. Beglückt sprach Pater Schmidt nach seiner Rückkehr davon, dass er noch einmal die Hauptkirchen der Stadt und die zentralen Stätten besuchen konnte. Unmittelbar nach diesem Besuch setzte ein rascher Verfall der körperlichen Kräfte von Pater Schmidt ein. Pater Schmidt, geboren am 12. April 1934 in der sauerländischen Gemeinde Elspe, wuchs in einer Familie mit acht Geschwistern auf. Er besuchte die Schulen der Missionare von der Heiligen Familie in Oberhundem/Sauerland und Lebenhan/Unterfranken und trat 1955 in den Orden ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie empfing er 1960 durch den Trierer Bischof Matthias Wehr die Priesterweihe. Es folgte eine weitere Ausbildung in Köln. Am 30. April 1962 kam Pater Schmidt nach Biesdorf, wurde Präfekt im Internat und war gleichzeitig Religionslehrer am Sankt-Josef-Kolleg. Nach einer weiteren Ausbildung in Altenberg bei Köln übernahm Pater Schmidt zu Ostern 1964 die Leitung des Biesdorfer Internates und behielt diese Aufgabe bis zum Sommer 1989 bei. Tatkräftig und engagiert wirkte Pater Schmidt in diesen Jahren in...

Kommentar: Die Bibliothek von Herrn Beyer

Von Reinhard Vitt Herr Beyer war ein leidenschaftlicher Sammler von Büchern und Zeitschriften. Bei der Durchsicht seiner Bibliothek fiel auf, daß diese Leidenschaft - im wohlverstandenen Sinn dieses Wortes - ihm nahezu von seinem Wesen her zu eigen war. Die ersten Sammlungen gehen in sein zehntes Lebensjahr zurück, es sind Zeitschriften aus den beginnenden dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dabei fällt von Anfang an der „gute Geschmack“ und die Qualität auf, unter der diese Sammlung stand. Für einen Jungen in diesen frühen Jahren ist das erstaunlich. Demgemäß wurden diese ersten und frühen Sammlungen auch nie aussortiert, sondern blieben Bestand der großen Bibliothek von Herrn Beyer. In den Jahren seiner schulischen Ausbildung bei den Steyler Missionaren setzte Herr Beyer die anfängliche Sammlung fort, und es bleibt erkennbar, wie er sich auch die ersten größeren Werke zugelegt hat. So hat er sich die „Konfessionskunde“ von Konrad Algermissen - ein bis heute anerkanntes Standardwerk - während seiner Schulzeit in Einzelschriften erworben. Sammlung war für den jungen Josef Beyer demnach keine Anhäufung von Material, sondern ein sich früh erweiternder Raum seines Lebens und seiner geistigen Beschäftigung wie Auseinandersetzung. Diese ersten Reihen sind übrigens mit einem schönen und klaren Stempel in schlichter Jugendstilschrift versehen: Josef Beyer Koxhausen. Später fehlt nicht nur jede Signatur dieser und jeder anderer Art. Nur von den Einbänden her läßt sich auf den häufigen Gebrauch der Werke schließen, im Inneren finden sich - ausgenommen die direkten Studienwerke und späteren Schulbücher - keinerlei Leserzeichen, Lesernotizen oder gar Randglossen. Für Herrn Beyer scheint das Buch, ungeachtet seiner Qualität als Fundgrube der Erkenntnis und Ort der Beschäftigung wie Auseinandersetzung, nie den Charakter des...

Lehrer stiftet seine Privatbibliothek

Biesdorfer Gymnasium richtet „Sammlung Josef Beyer“ ein Herr Josef Beyer, Altphilologe und Historiker am Sankt-Josef-Gymnasium von 1962 bis 1986, hat seine umfangreiche Bibliothek testamentarisch der Biesdorfer Schule übergeben. Der Bestand, etwa 20.000 Werke und Zeitschriften, wurde zwischen Fastnachtsdienstag und Ostern gesichtet, geordnet und sortiert. Unterteilt in die Bereiche Alte Sprachen, Geschichte, Sozialwissenschaften, Literatur, Kunstgeschichte und Theologie fand die Sammlung inzwischen im ehemaligen Internatsgebäude Aufstellung. Dort wird sie als eigenständige „Sammlung Josef Beyer“ geführt und ist Teil der Schulbibliothek. Bei der Transaktion der Bibliothek von Herrn Beyers ehemaliger Wohnung in Wallendorf zur Biesdorfer Schule hat sich die Schülerschaft der Oberstufe mit ihren privaten Pkws tatkräftig engagiert. Das Biesdorfer Gymnasium verfügt damit über einen Bestand, der in den erwähnten Bereichen außerordentlich ist. Die Erinnerung an diese Zuwendung wahrt eine Gedenktafel, die den Wortlaut hat: Zur dankbaren Erinnerung an Herrn Josef Beyer, Studiendirektor, geboren am 7. Januar 1924 in Koxhausen, gestorben am 26. Oktober 2001 in Neuerburg, Lehrer am Sankt-Josef-Gymnasium für Griechisch, Latein, Geschichte und Sozialkunde von 1962 bis 1986.   In einer großzügigen Schenkung übergab Herr Beyer seine umfangreiche und kostbare Bibliothek testamentarisch dem Sankt-Josef-Gymnasium. Der zentrale Bestand dieser einst privaten Bibliothek wird in diesem Raum als „Sammlung Josef Beyer“ und als besonderer Teil der Schulbibliothek geführt. Lesen Sie zu diesem Thema bitte auch den Kommentar von Reinhard Vitt. Teilen...